Solons Reformen

Solons Reformen
Solons Reformen
 
In der weiterhin zugespitzten innenpolitischen Situation Athens führten die Furcht des Adels vor revolutionären Veränderungen, die Lebensumstände vieler verarmter Kleinbauern und der unerfüllte Anspruch waffenfähiger nichtadliger Bürger auf politische Mitbestimmung dazu, dass die Konfliktparteien 594/93 v. Chr. als Kompromiss den dem Adelsgeschlecht der Medontiden entstammenden Solon zum Schiedsmann (Diallaktés) bestimmten. Sein Gesetzeswerk war von der Idee des Ausgleichs, der Gerechtigkeit (Dike) und der »guten Ordnung« (Eunomía) geleitet.
 
Den drängendsten Problemen, der Verschuldung und Versklavung der Kleinbauern, begegnete er mit einer allgemeinen Schuldentilgung. Darüber hinaus wurde durch das auch rückwirkende Verbot der Verpfändung der eigenen Person die Schuldknechtschaft beseitigt, die bereits ins Ausland verkauften Schuldsklaven wurden zurückgekauft. Diese Aufhebung der Versklavung bezog sich freilich nur auf athenische Bürger.
 
Neben weiteren Gesetzen, die der Förderung des Gewerbes und der politischen Aktivierung der Bürger dienen sollten, war die von Solon geschaffene Verfassungsform (später als Timokratie bezeichnet, in der politische Rechte vom Vermögen abhängig waren) von besonderer Bedeutung: Den drei Klassen der bestehenden Wehr- und Sozialverfassung, den Hippeis (»Reiter«/reiche Grundbesitzer), Zeugiten (Hopliten/mittlere Bauern und Handwerker) und Theten (Leichtbewaffnete/kleine Bauern und Handwerker, Lohnarbeiter), teilte Solon bestimmte Ernteerträge (gemessen in Scheffeln, etwa 52 Liter) zu und machte die politischen Rechte des einzelnen Bürgers von diesen Erträgen abhängig, wobei aus der Klasse der Hippeis noch die Spitzengruppe der Pentakosiomédimnoi (Fünfhundertscheffler) ausgegliedert wurde, denen zunächst das Archontat vorbehalten blieb.
 
Darüber hinaus soll Solon durch die Schaffung neuer politischer Institutionen, des Rats der 400 (Boulé) und des Volksgerichts (Heliaia), dem Volk weitere Einflussmöglichkeiten gegeben haben. An der faktischen Machtverteilung änderte die timokratische Ordnung infolge der wirtschaftlichen Überlegenheit des Adels zunächst nichts, doch war sie insofern zukunftsweisend, als sie, der gesellschaftlichen Mobilität Rechnung tragend, politische Statusveränderungen mit wirtschaftlichen und sozialen verband. Solons Reformen haben zur Konsolidierung der Polis Athen beigetragen, die gesellschaftlichen und politischen Strukturen jedoch nicht radikal verändert.

Universal-Lexikon. 2012.

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